„Ich möchte ein junges, modernes, klimaneutrales Land“

„Ich möchte ein junges, modernes, klima-neutrales Land“

Interview mit Malu Dreyer, Spitzenkandidatin der SPD

Frau Dreyer, der Klimawandel ist eine große Herausforderung in der Zukunft. Das sehen auch viele junge Leute so. Die SPD wirbt mit „Klimaschutz für alle“. Was genau bedeutet das?

Wir wollen ganz entschieden unser Klima schützen, und wir wollen auch, dass Klimaschutz nicht nur eine Angelegenheit für Reiche ist, sondern dass alle profitieren können. Das heißt beispielsweise, dass Mieter und Mieterinnen durch Photovoltaikanlagen an ihren Häusern günstiger Strom beziehen können. Das heißt aber auch, dass die Bürger in ländlichen Regionen, wo Windkraft entsteht, etwas davon haben und nicht nur der Investor, der die Windkraftanlage baut. Mir geht es vor allem darum, dass bei den Bürgern und Bürgerinnen nicht nur Belastungen ankommen, sondern dass alle von den Maßnahmen zum Klimaschutz profitieren.

Wie genau sollen dabei auch junge Leute eingebunden werden?

Junge Leute sollen da natürlich erst recht mitmachen. Es geht hier um Verantwortung für alle. Angefangen beim Verkehr, mit dem Fahrrad zu fahren, oder mit dem ÖPNV. Bei den jungen Leuten geht es auch darum, sich Gedanken zu machen, wie ein Haushalt eigentlich klimaneutral gestaltet werden kann. Das eigene Verhalten sollten sie reflektieren. Dass viele junge Menschen da schon weiter sind als viele ältere, zeigt der tolle Einsatz bei „Fridays for Future“ und bei anderen Initiativen.

„Im Klimaschutz wird jetzt
der Turbo eingelegt“

Was konkret sind Ansätze Ihrer Partei, um den Beitrag von Rheinland-Pfalz zum Klimaschutz zu verbessern?

Wir haben ein sehr ehrgeiziges Klimaziel. Wir wollen in Rheinland-Pfalz Klimaneutralität bis 2040 erreichen. Ich bin davon überzeugt, dass wir die Klimawende nur schaffen, wenn die komplette Wirtschaft mitgeht. Da haben wir den größten CO2-Ausstoß. Wir haben viele Unternehmen im Land, die zukünftig CO2-neutral produzieren wollen. Das will ich unbedingt unterstützen. Mit einer klimafreundlichen Wirtschaft können wir in Rheinland-Pfalz Vorreiter werden. Dann haben wir ein großes Stück auf dem Weg zur Energiewende geschafft. Jeder muss einen Beitrag leisten. Auch als Landesverwaltung wollen wir klimaneutral werden, da haben wir uns das Jahr 2030 als Ziel gesteckt. Jetzt wird der Turbo eingelegt.

Die SPD regiert in Rheinland-Pfalz seit 1991. Warum sind bisher noch nicht mehr dieser Maßnahmen sozialverträglich umgesetzt worden?

Da ist sehr viel umgesetzt worden. Ich als Ministerpräsidentin sage aber: Es reicht nicht. Wir müssen noch einen Zahn zulegen. Wir haben unser Klimaziel erreicht, das wir uns für diese Legislaturperiode gesetzt haben. Jede zweite Kilowattstunde Strom, die in Rheinland-Pfalz produziert wird, kommt inzwischen aus erneuerbaren Energien. Wir haben die öffentlichen Unternehmen wie die Stadtwerke zum Treiber beim Ausbau der erneuerbaren Energien gemacht. Unsere rheinland-pfälzischen Unternehmen wie BASF und ThyssenKrupp – energieintensive Industrieunternehmen – wollen schon bald komplett klimaneutral sein. Wir haben entsprechende Forschungsschwerpunkte, beispielsweise den Umweltcampus Birkenfeld, um auch die Rahmenbedingungen zu schaffen. Wir haben ein ganzes Stück Arbeit geleistet in den letzten Jahren, etwa beim Windkraftausbau. Bei Ladepunkten für Elektroautos rangiert Rheinland-Pfalz an der Spitze der Bundesländer. Wir müssen aber noch ambitionierter werden, weil wir einfach viel zu weit weg sind von den Pariser Klimazielen.

Vielen jungen Leuten gehen die bisherigen Maßnahmen für den Klimaschutz nicht weit genug. Wie bewerten Sie das Engagement dieser Menschen für den Klimaschutz oder Initiativen wie „Fridays for Future“?

Ich habe mich sehr darüber gefreut, weil es am Anfang eine richtige Jugendbewegung war. Mittlerweile haben sich ja viele angeschlossen, Erwachsene, Omas und Opas, Wissenschaftler. Das ist schon sehr beeindruckend. Ich finde es total richtig, weil wir die Unterstützung der jungen Leute brauchen. Ich glaube, dass „Fridays for Future“ ein Umdenken bewegt hat. Heute reden die Menschen ganz anders über den Klimawandel als noch vor fünf Jahren. Da hat sich wirklich viel verändert, und das können sich die jungen Menschen auf die Fahne schreiben. Ich bin fest davon überzeugt, dass es viel mehr Bereitschaft gibt, konkret in die Klimawende zu investieren. Das ist ein Verdienst all der Engagierten, sie müssen weiter am Ball bleiben. Es geht um die Zukunft.

Sie sprechen sich für den Ausbau der Windkraft in Rheinland-Pfalz aus. Da gibt es immer wieder Bürgerinitiativen, die sich gegen den Bau solcher Anlagen wehren. Wie wollen Sie weiter damit umgehen?

Wenn wir den richtigen Beitrag zur Klimawende leisten wollen, dann brauchen wir erheblich mehr Windkraft. Dazu müssen wir stehen und die Leute überzeugen. Natürlich dürfen wir den Dialog mit den Bürgern, die das anders sehen, nicht abbrechen. Wir müssen es schaffen, dass die Kommunen von den Erlösen der Windkraft profitieren. Wir haben gute Beispiele im Hunsrück und in der Pfalz, wo Bürger und Bürgerinnen mit den Erlösen der Windkraft beispielsweise Fernwärme und stabile Strompreise im ganzen Dorf haben. Dort können neue Dinge geschaffen werden, weil das Geld da ist. Egal ob Sanierung von bestehenden Gebäuden oder Schaffung von Wohngemeinschaften für ältere Menschen – es gibt Beispiele, wo die Profite aus der Windkraft allen zugutekommen. Das müssen wir in allen Kommunen schaffen. Ich glaube, das steigert dann auch nochmal die Akzeptanz.

„Eine Frage noch...“

Welche drei Gegenstände dürfen in Ihrem Büro nicht fehlen?

Ein Bild meiner Familie, natürlich mein Computer, und ich habe immer ein Glas Wasser oder einen Tee bei mir stehen.

 

Meine Lieblings-Netflix-Serie ist… (lacht) Offen gestanden habe ich überhaupt keine Zeit für sowas. Wenn ich etwas mehr Zeit hätte, würde ich gerne die neuen Folgen von „Charité“ sehen. Das ist Zeitgeschichte und allerbeste Unterhaltung.

 

Wenn ich Ministerpräsidentin bleibe, dann … werde ich weiter mit großer Freude und aller Kraft die Zukunft unseres Landes gestalten.

 

Wenn die Politik mich nervt, dann … mache ich mir schöne Gedanken.

 

Mein Lieblingsplatz in Rheinland-Pfalz ist… zuhause in Trier, wo ich in einem integrativen Dorf lebe. Da bin ich ganz besonders gerne.

Foto: Susie Knoll

„Die Corona-Krise hat der Digitalisierung einen wahnsinnigen Schub gegeben“

Die Corona-Krise hat große Digitalisierungslücken an den Schulen in Rheinland-Pfalz offenbart. 

Warum gibt es diese Probleme immer noch?

Corona hat uns auch in diesem Bereich vor ziemliche Herausforderungen gestellt. Es gab Schulen, die haben das super hingekriegt. Bei vielen waren die Bedingungen noch nicht so, wie wir es uns wünschen. Wir müssen flächendeckende Standards für alle 1600 Schulen im Land schaffen. Im Moment stehen 320 Millionen für die Schulen zur Verfügung. Nicht nur, um die Infrastruktur weiter zu verbessern, sondern auch für Endgeräte und Technik, damit digitales Lehren und Lernen gelingt. Die Corona-Krise hat dem Ganzen einen wahnsinnigen Schub gegeben. Die Schulträger waren von heute auf morgen konfrontiert mit dieser Lage, und deshalb hat nicht alles geklappt. Wir werden weiter viel investieren. Ich bin sicher, in einem Jahr reden wir nicht mehr über die digitale Ausstattung, weil sie dann funktionieren wird. Schule wird sich genau wie alles andere total verändern, und das wollen wir positiv gestalten – für die Schülerinnen und Schüler wie für die Lehrkräfte.

Die Bildungsministerin sagt, viele Schüler:innen seien während der coronabedingten Schließung der Schulen nicht erreicht oder sogar abgehängt worden. Bis wann wollen Sie ihre Zukunftsvisionen zur digitalen Schule umsetzen?

Wir unterstützen die Schulträger, damit auch die WLAN-Ausleuchtung an allen Schulen Standard ist. Zigtausende Endgeräte sind inzwischen bestellt und viele schon ausgeliefert. Der digitale Schulcampus soll Anfang des Jahres ans Netz gehen. Das ist eine wichtige Erleichterung, um digital lehren und lernen zu können. Alle Lehrkräfte haben mittlerweile ihre E-Mail-Adressen und die Möglichkeit, über Videokonferenzen mit ihren Schülern in Kontakt zu bleiben. Zu Beginn der Pandemie galt für uns: Wir haben so lange wie möglich so viel Schule in der Schule wie möglich gemacht. Vier Wochen waren Geschäfte, Kinos und Theater geschlossen, um Kontakte zu reduzieren, aber die Schulen haben wir offengelassen. Wir wollen, dass die Lehrkräfte alle Schüler und Schülerinnen erreichen, die Unterstützung brauchen und keine Betreuung haben.

Sie haben angedeutet, dass ein Aussetzen der Präsenzpflicht anstatt einer kompletten Schließung der Schulen Ungleichheiten entgegenwirken soll. Gerade auf dem Land reicht die Ausstattung mit digitalen Geräten zu Hause alleinaber nicht aus. Da ist auch fehlendes schnelles Internet eine große Hürde. Wie sieht es angesichts dieses Stadt-Land-Gefälles mit fairen Bildungschancen aus?

Die Frage ist, ob die Kinder aus Haushalten kommen, die eher wohlhabend sind oder eher ärmer. Es wird eine Art Schülertarif geben für WLAN. Aktuell scheitert es daran, dass Schülerinnen und Schüler, die nicht so einkommensstarke Eltern haben, nicht ohne weiteres Tarife abschließen können, die sie mobil arbeiten lassen. Für die Endgeräte sorgen wir, sodass alle eines haben werden. Wir haben als Landesregierung von Anfang an auf die Infrastruktur in den ländlichen Regionen und deren flächendeckenden Ausbau geachtet. In den Landkreisen sind die Bagger unterwegs, um an jedes Haus einen Glasfaseranschluss zu bringen. Das ist unser Ziel bis 2025.

„Wir müssen noch ökologischer werden“

Studieren und Arbeiten in einer Stadt in Rheinland-Pfalz ist nicht gerade günstig. Die Studierendenwohnheime in Mainz zählen zu den teuersten im deutschlandweiten Vergleich. Was macht die SPD für Studierende und Auszubildende, die nach bezahlbaren Wohnungen suchen?

In Trier und Mainz haben wir die Trendwende geschafft, mehr öffentlich geförderten Wohnraum zu schaffen als wegfällt. Wir haben aber lange noch nicht so viel bezahlbaren Wohnraum, wie wir gerne hätten. Deshalb bleiben wir am Ball. Natürlich ist der immer auch für die Studierenden gedacht. Wir werden uns einsetzen für ein RLP-Jugendticket. Studierende und Auszubildende sollen dann für 365 Euro im Jahr mobil sein können, wenn das Wohnen in der Stadt noch zu teuer ist.

Gerade für junge Leute ist Mobilität ein wichtiges Thema. Wie muss die Verkehrspolitik in Rheinland-Pfalz weiterentwickelt werden, damit Jugendliche auf dem Land nicht abgehängt werden?

Wir brauchen einen starken, nachhaltigen und zuverlässigen ÖPNV. Beim schienengebundenen Nahverkehr haben wir zugelegt, insbesondere im Norden des Landes. Aber wir wollen und müssen noch ökologischer werden. Wir werden sehr viel stärker in Vernetzung denken. Es geht um agile Mobilität, die nachhaltig und umweltbewusst ist. Da ist noch vieles möglich, gerade in den ländlichen Regionen. Wir brauchen einen Verkehrsmix in der Zukunft, die Digitalisierung ist da ein Geschenk. Dass die herkömmlichen Busse in jedem Dorf in regelmäßigem Turnus zu jeder Tages- und Nachtzeit unterwegs sind, das wird nicht funktionieren. Es wird Regelverkehre geben, perspektivisch hoffentlich mit Elektro- und Wasserstoffantrieben. Da gehören Möglichkeiten wie Ruftaxen und Rufbusse dazu.

Fahren mit dem ÖPNV ist für Schüler:innen und Studierende unter Umständen sehr teuer. Mitunter geht in der Ausbildung ein großer Teil des Lohns für das Ticket drauf. Ist es aus Ihrer Sicht noch zeitgemäß, dass der ÖPNV gerade für junge Leute so viel Geld kostet?

Es ist zeitgemäß, wenn man die Ticketpreise dahin bekommt, dass die Menschen sie bezahlen können. Da gibt es große Unterschiede im Land. Es gibt bestimmte Regionen, wo ein Monats- oder Jahresticket verhältnismäßig erschwinglich ist. Aber es gibt viele Bereiche, wo es einfach zu teuer ist. Vor allem auch im Verhältnis zum Angebot, das ich für das Geld bekomme. Deshalb muss es ein Ziel sein, dass wir vernünftige Ticketangebote haben. Der Ausbau des ÖPNV ist unsere große Herausforderung. Wir wollen ein landesweites Jugendticket, sodass Jugendliche ab der Sekundarstufe II und die Auszubildenden ein erschwingliches Ticket haben, am liebsten für 365 Euro im Jahr.

Rheinland-Pfalz ist ein Flächenland, auch die Städte wachsen immer weiter. Wie soll denn aus Ihrer Sicht der Verkehr der Zukunft von Rheinland-Pfalz aussehen?

Der Verkehr der Zukunft soll nachhaltig und ökologisch sein. Er soll aber auch stark und agil sein. Das bedeutet, dass man auch in ländlichen Regionen beispielsweise den Ausbildungsplatz mit den öffentlichen Nahverkehrsmitteln erreichen kann. Das soll zuverlässig und individualisierter funktionieren. Das ist wichtig, um den Bedürfnissen entgegenzukommen.

„Es ist ein großer Verzicht, den junge Menschen in der Corona-Krise leisten“

Das Corona-Virus wird uns noch bis zur Landtagswahl im März und darüber hinaus begleiten. Wie zufrieden sind Sie mit den getroffenen Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie?

Ich glaube, dass wir in Rheinland-Pfalz ganz gut durch die Krise gekommen sind. Natürlich mit vielen Einschränkungen, das gilt für Jung und Alt. Insgesamt waren wir bei den Infektionszahlen unter dem Bundesdurchschnitt. Die Bürger und Bürgerinnen in unserem Land waren kooperativ und wir haben mit Bund und Land viele Hilfen zur Unterstützung mobilisiert. Es liegt ein hartes Jahr hinter uns. Mir tun gerade die jungen Leute leid, die ihre Abschlüsse nicht feiern können oder nach dem Ende der Schulzeit nicht reisen können. Es ist ein großer Verzicht, den junge Menschen da leisten. Erfreulich ist, dass sich viele von ihnen stark bei Hilfsangeboten eingebracht haben.

Werden Sie sich gegen Corona impfen lassen?

Ja, auf jeden Fall! Aber ich bin am Anfang erstmal gar nicht dran. Als allererstes sind die Alten- und Pflegeheime dran, weil das die Gruppe ist, die am empfindlichsten ist. Daher ist es genau richtig, diese zuerst zu impfen. Erst danach kommen alle anderen und auch ich.

Blicken wir auf die bevorstehende Landtagswahl. Die SPD hat momentan bundesweit schlechte Werte. Sie brauchen in Rheinland-Pfalz über 30 Prozent, um Ministerpräsidentin bleiben zu können. Wie wollen Sie das schaffen?

Indem wir versuchen, die Menschen zu überzeugen. Bei der letzten Landtagswahl standen wir im Dezember zehn Prozent hinter der CDU, hatten also noch viel mehr aufzuholen als dieses Mal und haben das am Schluss auch geschafft. Wir entscheiden im März nicht darüber, wer die Bundestagswahl gewinnt. Es geht ausschließlich darum, wer unser Land Rheinland-Pfalz regiert. Ich bin zuversichtlich, dass wir die Wahl gewinnen können, und ich würde mich freuen, weiter das Land gestalten zu dürfen.

Sie haben die Wahl 2016 schon angesprochen, da gab es eine starke Aufholjagd. Wie macht man sowas? Was sind Ihre Erwartungen an die Wahl 2021?

Man muss ehrlich sein, eine Haltung haben und die auch vertreten. Damals gab es eine Zuspitzung durch die Flüchtlinge und den Umgang mit der AfD. Wir konnten zeigen, was der Unterschied ist. Ich glaube, es ist sehr wichtig, das klarzumachen – wenngleich es diesmal ungleich schwieriger ist, weil wir in der Corona-Zeit keine großen Versammlungen machen können. Trotzdem sind wir zuversichtlich, dass wir das schaffen. Ich habe klare Vorstellungen und einen sehr großen Ehrgeiz. Ich möchte, dass wir ein junges, modernes, klimaneutrales Land werden. Ich habe vieles schon auf den Weg gebracht, auch gemeinsam mit der Koalition. Wir müssen den Menschen zeigen, dass wir das wollen und dass ich es kann als Ministerpräsidentin. Ich glaube, dass wir auch die Corona-Krise ziemlich gut managen, und das wird hoffentlich auch so bleiben. Damit werden wir werben in diesem Wahlkampf.

MALU DREYER

… ist die amtierende Ministerpräsidentin.

 

… feiert im Februar 2021 ihren 60. Geburtstag.

 

… hat erst Anglistik und katholische Theologie studiert, bevor sie zu Rechtswissenschaften wechselte.

 

… war schon mal Staatsanwältin, Bürgermeisterin, Ministerin und kommissarische Bundesvorsitzende der SPD.

 

… ist verheiratet und wohnt im Schammatdorf in Trier, einem integrativen Wohnprojekt.

 

… trat 1994 der SPD bei.

 

… ist morgens meistens schon um 6.45 Uhr unterwegs. 

DREYER

„Wir sind ein Land, das zusammenhält“

Wenn wir zurückblicken auf Ihre bisherige Amtszeit: Was waren die drei wichtigsten Dinge, die Sie umgesetzt haben?

Im Bildungsbereich haben wir ein Gesetz geschaffen, das unsere Kitas hervorragend weiterentwickeln wird. Und auch in den Schulen, gerade was das Thema Digitalisierung betrifft, haben wir viel erreicht. Wir können alle Lehrerstellen besetzen, haben die beste Unterrichtsversorgung und die kleinsten Grundschulkassen. Ein zweites Thema ist, dass wir eine starke Wirtschaft haben mit sehr guten Arbeitsplätzen. Dass Wirtschaft, Gewerkschaften und Arbeitgeber verstanden haben, auch im Dialog miteinander, dass sich durch den sozial-ökologischen Wandel gerade so vieles ändert. Trotzdem haben wir Sicherheit geschaffen, dass die Arbeitnehmer auch mitgehen und wir diesen Wandel gut gestalten können. Das dritte ist, dass wir trotz der vielen Debatten in unserer Gesellschaft, erst recht zu Corona, insgesamt ein Land sind, was zusammenhält. Dass wir gemeinsam immer Haltung gezeigt haben – für Toleranz und Weltoffenheit, gegen Rechts. Das gilt für Jung und Alt. Leider haben wir es nicht geschafft, das Wahlalter 16 einzuführen, weil die CDU nicht mitmacht. Aber es bleibt mein Ziel, dass wir das schaffen. Es wäre richtig, jungen Leuten mit 16 auch das Wahlrecht zu geben, davon bin ich fest überzeugt. Die Jungen bringen sich ganz stark ein in unsere Gesellschaft. Das ist eine unglaubliche Stärke in diesem Bundesland. Das hat auch was mit der Regierung zu tun.

Werfen wir einen Blick auf Ihre Landesliste. Die ist mit sechs Jusos und einer abwechselnden Besetzung mit Frauen und Männern so divers wie bei keiner anderen Partei. Was wollen Sie damit bezwecken?

Wir wollen damit ausdrücken, dass es selbstverständlich ist, dass Männer und Frauen gleichermaßen vertreten sind. Der Zusammenhalt und die Modernisierung einer Gesellschaft gelingt nur, wenn man unterschiedliche Altersgruppen, Professionen und Herkünfte zusammenbringt. Nur dann schaffen wir es als Gesamtgesellschaft, die Dinge nach vorne zu bringen. Eine der Stärken der SPD in Rheinland-Pfalz war immer, dass wir, obwohl wir regieren, die Zukunftsthemen im Blick haben. Das hat auch damit zu tun, dass wir Akademiker und Akademikerinnen, Arbeiter und Arbeitnehmerinnen einbeziehen, alte und junge Menschen, Menschen mit anderem Erfahrungshintergrund, Männer und Frauen unterschiedlicher Kulturen. Das wollen wir auch mit unserer Liste ausdrücken.

Gibt es eine Koalition, die Sie – je nachdem, wie die Wahlergebnisse ausfallen – nicht eingehen würden?

Es gibt immer das absolute Tabu, mit der AfD zusammenzuarbeiten, das ist vollkommen klar. Sowas kam für die SPD nie infrage, und das wird es auch niemals geben. Ich habe schon immer gesagt, dass eine Große Koalition für mich eine Ultima Ratio ist, das ist auch jetzt noch meine Einstellung. Wir konzentrieren uns darauf, stärkste Partei zu werden. Nur dann können wir mit Sicherheit die Regierung anführen. Und dann werden wir uns bemühen, wieder ein gutes Bündnis zu schaffen.

„Das Entscheidende ist die Leidenschaft“

Als Ministerpräsidentin haben Sie viel Arbeit, dazu kommt die Corona-Krise. Häufig sind Sie auch in Berlin unterwegs, im letzten Jahr haben Sie außerdem kommissarisch mit den Vorsitz der Bundespartei übernommen. Das klingt nach einer Menge Herausforderungen, Arbeit und Stress. Wie diszipliniert muss man dafür sein?

Man muss krass diszipliniert sein (lacht). Ich stehe immer schon ziemlich früh auf, meistens bin ich um viertel vor sieben schon unterwegs, obwohl ich erst ganz spät ins Bett gehe. Man muss viel arbeiten können und wollen, aber das Entscheidende ist die Leidenschaft. Nur wenn man Empathie und Leidenschaft in der Sache hat, kann man auch so viel arbeiten. Das ist aus meiner Sicht das A und O. Dann kann man total viel leisten und auch noch Spaß dabei haben.

Sie haben während Ihrer Amtszeit auch bundesweit einige Erfolge vorweisen können. Der Weg nach Berlin stand offen. Warum wollten Sie denn bisher nicht Bundeskanzlerin werden?

Das ist eine klare, sehr persönliche Entscheidung gewesen. Ich hatte auch früher als Gesundheitsministerin schon Möglichkeiten, nach Berlin zu gehen. Ich bin glücklich als Ministerpräsidentin. Das ist meine Aufgabe, die mir Riesenfreude und Spaß macht. Ich habe meine Familie hier und ich wollte nicht nach Berlin ziehen. Ich bin als Ministerpräsidentin oft genug in Berlin, das reicht mir. Es ist eine andere Art und Weise, Politik zu machen und ohne Frage sehr spannend. Aber ich sehe mich eindeutig hier im Land; da fühle ich mich wohl und da gibt es viel zu tun. Deshalb war für mich diese Entscheidung klar, dass ich hier bleibe.

 

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Das Interview führten Janine Arendt und Maximilian Brock.

Redaktion: Maximilian Brock

Janine Arendt

Janine Arendt

Janine Arendt (22) hat ihr Bachelorstudium in Geschichte und Publizistik abgeschlossen und macht jetzt ihren Master. Als freie Mitarbeiterin schreibt sie nebenher für die Rheinpfalz. Im Vorstand der Jugendpresse Rheinland-Pfalz liegen ihr vor allem Ausbildungsprojekte und Orientierungsveranstaltungen für junge Medienmachende am Herzen, deshalb brennt sie für wirklich\\wahr und die Jugendmedientage Süd-West.

Maximilian Brock

Maximilian Brock

Maximilian Brock (25) hat Geschichte und Germanistik in Mainz studiert. Aktuell macht er sein Volontariat bei der VRM, zuvor hat er schon für verschiedene Medien im Rhein-Main-Gebiet gearbeitet. Bei der Jugendpresse Rheinland-Pfalz ist er im Vorstand aktiv und kümmert sich unter anderem um die Organisation des Seminars Medien & Politik.

Beitragsfotos: Susie Knoll, Maximilian von Lachner

wirklich\\wahr \\wahlen
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„wirklich\\wahr“ ist das junge Magazinformat der Jugendpresse Rheinland-Pfalz, dem Verband junger Medienmachender.

 

Die Ausgabe \\wahlen zur Landtagswahl in Rheinland-Pfalz 2021 ist in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz entstanden.

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Das Magazin zu den Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz 2021.

Malu

Dreyer

Christian

Baldauf

Anne

Spiegel

Michael

Frisch

Daniela

Schmitt

Daniela Schmitt, Spitzenkandidatin für die FDP Rheinland-Pfalz, Foto: Jugendpresse Rheinland-Pfalz / Maximilian von Lachner
David Schwarzendahl, Spitzenkandidat der Linken für die Landtagswahl 2021 in Rheinland-Pfalz - Foto: Jugendpresse Rheinland-Pfalz / Maximilian von Lachner

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Daniela Schmitt, Spitzenkandidatin für die FDP Rheinland-Pfalz, Foto: Jugendpresse Rheinland-Pfalz / Maximilian von Lachner

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David Schwarzendahl, Spitzenkandidat der Linken für die Landtagswahl 2021 in Rheinland-Pfalz - Foto: Jugendpresse Rheinland-Pfalz / Maximilian von Lachner

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David Schwarzendahl, Spitzenkandidat der Linken für die Landtagswahl 2021 in Rheinland-Pfalz - Foto: Jugendpresse Rheinland-Pfalz / Maximilian von Lachner

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Daniela Schmitt, Spitzenkandidatin für die FDP Rheinland-Pfalz, Foto: Jugendpresse Rheinland-Pfalz / Maximilian von Lachner

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