„Wir haben Zweifel, dass der Klimawandel im Wesentlichen menschengemacht ist“

„Wir haben 

Zweifel, dass der Klimawandel im Wesentlichen menschengemacht ist“

Interview mit MICHAEL FRISCH, Spitzenkandidat der AFD

„Wir haben  Zweifel, dass der Klimawandel im Wesentlichen menschengemacht ist“

„Wir haben 

Zweifel, dass der Klimawandel im Wesentlichen menschengemacht ist“

Interview mit MICHAEL FRISCH, Spitzenkandidat der AFD RLP

Herr Frisch, einige Mitglieder der AfD behaupten, einen menschengemachten Klimawandel gäbe es nicht. Insbesondere bei jungen Menschen sorgt das für Aufsehen, da sie dieses Thema als vordringliches Problem unserer Zeit ansehen. Wie bewerten Sie die aktuelle Lage des Klimas?

Wir haben in der Tat Zweifel daran, ob der Klimawandel, der faktisch stattfindet, im Wesentlichen menschengemacht ist. Die Kernfrage ist, inwieweit der Mensch überhaupt Zugriff auf Wetter oder Klima hat. Insbesondere hinterfragen wir, ob die Maßnahmen, die man ergreift, wirklich geeignet sind, das Klima nachhaltig zu beeinflussen. Wir sind durchaus dafür, gezielte Mittel einzusetzen. So müssen wir in den Kommunen und Regionen alles Mögliche tun, um die Klimaveränderungen für die Menschen erträglich zu machen. Etwa Bäume pflanzen und keine Schottergärten anlegen. Ob es aber tatsächlich sinnvoll ist, in Deutschland mit einem wahnsinnigen Aufwand CO2 zu reduzieren, während gleichzeitig weltweit der CO2-Ausstoß weiter ansteigt, muss kritisch diskutiert werden.

Welchen Stellenwert hat Klimapolitik für Ihre Partei?

Die Umweltpolitik hat für eine konservative Partei wie die AfD durchaus einen hohen Stellenwert. Denn Konservative sind ja eigentlich Menschen, die etwas bewahren wollen. Wenn wir als AfD davon sprechen, dass wir unsere Heimat schützen und erhalten wollen, gehört natürlich auch die Umwelt dazu. Dass das bei uns nicht immer so gesehen wird, will ich gerne einräumen. Da haben wir sicher noch Luft nach oben. Aber wir müssen auch die wissenschaftliche Diskussion führen. Im Moment sagt die große Mehrheit der Wissenschaftler: Ja, der Mensch hat einen entscheidenden Einfluss auf das Klima. Es gibt aber durchaus auch andere Stimmen, wir sind da für einen offenen Dialog.

Sie haben gesagt, in Ihrer Partei gibt es bei der Klimapolitik noch Luft nach oben. Welche konkreten Maßnahmen würden Sie denn im Falle einer Regierungsverantwortung in die Wege leiten?

Natürlich müssen wir mittel- und langfristig von fossilen Energieträgern wegkommen. Im Augenblick haben wir aber die technischen Möglichkeiten dafür noch nicht, weil uns die Speicherkapazität für den CO2-neutral erzeugten Strom fehlt. Langfristiges Ziel muss jedoch eine CO2-neutrale Energieerzeugung sein. Dass man das ausschließlich über Windkraft und Solarenergie hinbekommt, bezweifeln wir. Deshalb möchten wir, dass auch im Bereich der Kernenergie weiter geforscht wird, weil sich hier interessante Ansätze bieten, die eine risikolose Verwertung der vorhandenen radioaktiven Abfälle ermöglichen würden.

Die Folgen des Klimawandels sind sichtbar. In Rheinland-Pfalz beispielsweise beim Waldsterben. Müsste die AfD als politische Kraft da nicht mehr Initiative zeigen?

Sie können auf der einen Seite versuchen, die klimatischen Bedingungen zu verändern. Sie können auf der anderen Seite aber auch versuchen, sich an die Klimabedingungen anzupassen, die nun mal anders werden. Diese Veränderungen werden wir nicht komplett aufhalten können. Daher müssen wir, parallel zu unseren Anstrengungen zum Klimaschutz, den Wald durch Anpflanzungen von geeigneten Baumarten so umbauen, dass er diesen Klimaveränderungen standhalten kann.

Michael Frisch, Spitzenkandidat für die Alternative für Deutschland Rheinland-Pfalz, Foto: Jugendpresse Rheinland-Pfalz / Maximilian von Lachner

„Nicht alle Kids bei „Fridays for Future“ sind politisch gut informiert“

Wie bewerten Sie das Engagement junger Menschen in Sachen Klimaschutz? Was halten Sie von Jugendbewegungen wie „Fridays for Future“?

Ich finde es grundsätzlich gut, wenn sich junge Leute für eine Sache einsetzen. Es erfüllt mich aber mit Sorge, dass diese Bewegung politisch instrumentalisiert wird. Ich habe nicht immer das Gefühl, dass die Kids, die da mitgehen, politisch tatsächlich so gut informiert sind, dass sie sich eine unabhängige Meinung bilden können. Da sind viele Mitläufer dabei. Man geht halt mit aus Begeisterung für den Klimaschutz, weil man das für eine gute Sache hält. Aber ich würde mir wünschen, dass man sich auch kritisch damit auseinandersetzt.

Die Windkraft ist für ein Flächenland wie Rheinland-Pfalz zur Gewinnung erneuerbarer Energien ein wichtiger Faktor. Es gibt Bürgerinitiativen, die sich gegen den Bau solcher Anlagen einsetzen. Wie wollen Sie damit umgehen?

Wir stehen dem forcierten Ausbau der Windkraft aus verschiedenen Gründen skeptisch gegenüber. Es gibt die Problematik des Infraschalls und die gesundheitliche Beeinträchtigung von Menschen, die in der Nähe solcher Anlagen wohnen. Und es gibt die ästhetische Problematik. Ich persönlich halte es für eine Verschandelung unserer Landschaften, wenn man Windkraftanlagen in großer Zahl dorthin verpflanzt. Wir wollen den zehnfachen Abstand der Höhe einer Windkraftanlage zur Wohnbebauung. Das würde das Problem sicher ein Stück weit entschärfen. Dass man jetzt über eine finanzielle Beteiligung von Bürgern und Kommunen versucht, den Widerstand gegen die Windräder zu brechen, ist nicht akzeptabel. Wir müssen die Sorgen der Menschen ernst nehmen, anstatt sie ihnen abzukaufen.

Kommen wir zum Thema Bildung. Die Corona-Krise hat große Digitalisierungslücken an den Schulen in Rheinland-Pfalz offenbart. Welches Konzept hat die AfD, es besser zu machen?

Viele Schulen haben keinen schnellen Internetanschluss. Es nützt wenig, wenn Schüler und Lehrer mit digitalen Endgeräten ausgestattet sind, aber die entsprechende Infrastruktur fehlt. Was die Digitalisierung betrifft, hinkt Rheinland-Pfalz weit hinterher. Das wollen wir ändern, um die technischen Voraussetzungen auch im Bildungsbereich verfügbar zu haben. Wichtig wäre es zudem, mit Unterstützung des Landes eine flächendeckende Personalstruktur in den Kommunen aufzubauen, damit diese teure Technik auch installiert und gewartet werden kann.

Sind denn alle Lehrer:innen ausreichend darauf vorbereitet, sich mit den technischen Geräten auseinanderzusetzen? Oft ist das eher Aufgabe der jungen Lehrer:innen…

Ich weiß nicht, ob man das am Alter festmachen kann. Es gibt Lehrer, die müssen Sie hier regelrecht zum Jagen tragen. Andere sind totale Computer- und Digitalisierungsfreaks. Aber es muss natürlich auch funktionieren. Ich halte es grundsätzlich für sinnvoll, das verstärkt in den Unterricht einzubauen. Ein kommunizierender Unterricht zwischen Schülern und Lehrern ist aber pädagogisch zweifellos wertvoller. Durch die soziale Interaktion innerhalb der Klasse lernt man unglaublich viel, was einem ein Computer in dieser Form nicht geben kann. Natürlich sollte man Computer einsetzen, weil sie neue technische Möglichkeiten bieten, aber ich würde das behutsam machen.

„Eine Frage noch...“

Welche drei Gegenstände dürfen in Ihrem Büro nicht fehlen?

Der Computer, das Handy als Wecker und der Kühlschrank.

 

Meine Lieblings-Netflix-Serie ist… Ich habe ohnehin relativ wenig Zeit, mich solchen Dingen zu widmen. In der wenigen Freizeit, die mir bleibt, mache ich lieber anderes.

 

Wenn die AfD in Rheinland-Pfalz an die Regierung kommt wäre das eine spannende Herausforderung.

 

Wenn die Politik mich nervt, dann … versuche ich mich abzulenken, beispielsweise mit Gartenarbeit oder Musikhören.

 

Mein Lieblingsplatz in Rheinland-Pfalz ist … natürlich meine Heimatstadt Trier.

„Der Weg zur Schule sollte kostenfrei sein“

Für die AfD ist das Konzept der Realschule plus in Rheinland-Pfalz gescheitert. Sie schlagen ein dreigliedriges Schulsystem mit einer Handwerks- und Gewerbeschule vor. Bildungspolitisch ist das ein starker Kontrast zu den anderen Parteien. Warum halten Sie eine solche Schulform für sinnvoller?

Wirtschaft und Handwerksbetriebe klagen darüber, dass es immer schwieriger wird, Fachkräfte zu gewinnen. Auf der anderen Seite haben wir so etwas wie eine Akademikerschwemme. Wir wollen in der Handwerks- und Gewerbeschule eine stärkere Vorbereitung und Hinführung zu handwerklichen und gewerblichen Berufen. Die Kinder, die eine eher praktische Begabung haben, wollen wir dafür sensibilisieren und begeistern. Generell hat es in den letzten Jahren einen Trend zur Einheitsschule gegeben. Das hat dazu geführt, dass wir eine unglaubliche Leistungsheterogenität in vielen Klassen haben. Für die Lehrer ist es immer schwieriger geworden, hier ein gemeinsames Lernziel zu erreichen. Hinzu kommen Inklusionsschüler und soziale Defizite und Verhaltensauffälligkeiten bei Schülern. In einer solchen bunten Mischung können sie als Lehrer letzten Endes keinem mehr gerecht werden. Mit einer Differenzierung in Handwerks- und Gewerbeschule einerseits und echte Realschule andererseits würden wir diese Heterogenität in den Klassen ein Stück weit reduzieren und damit mehr individuelle Förderung und letztlich mehr Leistung ermöglichen.

Würde der Unterschied zwischen Gymnasiast:innen und Realschüler:innen dadurch nicht noch größer, weil eine Schulform in der Mitte fehlt?

Die Realschule wäre ja dann die Schulform in der Mitte. Früher war der Realschüler mit seinem Abschluss der Garant für eine wirklich gute und solide schulische Ausbildung. Das bestätigen praktisch alle Leute aus Handwerk und Industrie. Die Abschlüsse, die wir heute an der Realschule plus haben, entsprechen vom Bildungsniveau her in etwa dem, was früher die Hauptschule geliefert hat. Wenn wir jetzt wieder eine echte Realschule installieren und daneben eine praxisorientierte Handwerks- und Gewerbeschule, dann haben wir genau diesen Mittelbau mit einer Realschule, die aus unserer Sicht sehr offen sein sollte für weiterführende Schulen.

Heißt das, nur schwache Schüler:innen sind fähig für die Handwerks- und Gewerbeschule?

Nein. Es muss auch möglich sein, dass jemand, der die Handwerks- und Gewerbeschule besucht hat und sich als leistungsstarker Schüler präsentiert, seine schulische Ausbildung weiter fortsetzt. Unser Schulsystem ist extrem durchlässig und das sollte auch so bleiben. Diejenigen, die motiviert und gut sind, die haben unglaublich viele Möglichkeiten, durchzustarten. Das habe ich gerade als Berufsschullehrer immer wieder erlebt und das halte ich auch für sehr wichtig.

MICHAEL FRISCH

… ist der Landesvorsitzende der rheinland-pfälzischen AfD.

 

… unterrichtete Mathematik und katholische Religion an der berufsbildenden Schule für Ernährung, Hauswirtschaft und Soziales in Trier…

 

… bis er 2016 Abgeordneter im Landtag wurde.

 

… ist 2013 der AfD beigetreten und war vorher CDU-Mitglied.

 

… bezeichnet sich selbst als bürgerlich-konservativen Politiker.

 

… ist 63 Jahre alt und kommt aus Trier.

 

… hat eine Frau und zwei Kinder.

FRISCH

Fahren mit dem ÖPNV ist für Schüler:innen und Studierende unter Umständen sehr teuer. Mitunter geht in der Ausbildung ein großer Teil des Lohns für das Ticket drauf. Ist es aus Ihrer Sicht noch zeitgemäß, dass der ÖPNV gerade für junge Menschen so viel Geld kostet?

Momentan gibt es bis zur Sekundarstufe I ein kostenloses Schülerticket, wenn jemand mehr als vier Kilometer von der Schule entfernt wohnt. Das fällt dann mit einem Schlag weg, sobald Schüler in die Oberstufe wechseln – eine nicht unerhebliche finanzielle Belastung für viele Familien. Wir haben im Landtag vor zwei Jahren den Antrag gestellt, den Schülerverkehr für die Sekundarstufe II einschließlich der Berufsbildenden Schulen kostenlos zu machen. Das ist leider von allen anderen Fraktionen abgelehnt worden. Im Falle einer Regierungsbeteiligung würden wir das sofort umsetzen. Denn wir sind der Meinung, dass der Weg zur Schule kostenlos sein sollte.

„Individuelle Mobilität mit dem Auto
ist persönliche Freiheit“

„Individuelle Mobilität
mit dem Auto ist persönliche Freiheit“

Beim Thema Verkehr sind wir schnell wieder beim Thema Klimaschutz. Natürlich sind Jugendliche, die den ÖPNV nutzen – Fahrradfahrer:innen und Fußgänger:innen ausgenommen – klimaneutraler unterwegs als Autofahrer:innen. Wo findet das Thema Berücksichtigung beim Ausbau des ÖPNV? Wie soll in Rheinland-Pfalz der Verkehr der Zukunft aussehen?

Junge Menschen auf dem Land wünschen sich, dass der Bus nicht nur zur Schule fährt oder irgendwann einmal abends. Die wollen auch wieder zurück, wenn sie in der Stadt oder in der Disco waren. Ihr Wunsch ist eine wohnortnahe, optimal getaktete Busverbindung. Wenn Sie das bis in den letzten Winkel von Rheinland-Pfalz machen, dann fahren überwiegend leere Busse durch die Gegend. Das ist schlichtweg nicht zu bezahlen. Im Endeffekt führt diese Situation dazu, dass viele möglichst schnell den Führerschein machen. Dann kann man das elterliche Auto benutzen oder es wird ein Zweit- oder Drittfahrzeug angeschafft, was ökonomisch oder auch ökologisch nicht unbedingt wünschenswert ist. Vielleicht können wir das Problem in Zukunft mit autonomem Fahren lösen, falls die Digitalisierung auch in Rheinland-Pfalz irgendwann mal so weit ist.

Vielen jungen Menschen ist klimaneutrale Mobilität wichtig. Welche Berücksichtigung findet das in der Verkehrspolitik in Ihrer Partei?

Für uns ist die individuelle Mobilität mit dem Auto nach wie vor wichtig. Natürlich muss man versuchen, das durch entsprechende Technologien möglichst umweltfreundlich zu gestalten. Aber die individuelle Mobilität wird gerade in einem ländlich geprägten Land wie Rheinland-Pfalz unverzichtbar bleiben. Das ist einfach ein Stück persönliche Freiheit.

Sie kommen aus Trier, müssen oft nach Mainz. Auf welchem Weg bewältigen Sie diese Strecke und haben Sie da schon mal über Alternativen nachgedacht? Wie sieht für Sie der Verkehr der Zukunft in Rheinland-Pfalz aus?

Bis zur Corona-Pandemie bin ich immer mit dem Zug gefahren, um die Umwelt zu schonen und weil ich die Zeit dann nutzen kann. Mit dem Auto zu fahren bedeutet Stress, man sitzt am Steuer und kann nichts anderes machen außer Musik hören. Das ist vergeudete Zeit. Trotzdem glaube ich, dass die individuelle Mobilität auch in Zukunft eine Rolle spielen wird und sollte. Wir müssen Technologien finden, die möglichst wenig umweltbelastend sind. Und wir müssen in den Städten dafür sorgen, dass wir den Verkehr ein Stück weit herauskriegen. Aber dennoch bin ich der Meinung, dass eine Stadt immer auch etwas ist, wo eine gewisse Mobilität, ein gewisser Verkehr dazugehört. Das sollte im Idealfall natürlich mit dem ÖPNV geschehen. Aber wir müssen auch die Freiheit der Menschen respektieren, die andere Mobilitätsformen nutzen wollen.

„Ich werde mich zunächst
nicht impfen lassen“

Das Corona-Virus wird uns noch bis zur Landtagswahl im März und darüber hinaus begleiten. Wie zufrieden sind Sie mit den getroffenen Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie?

Der Lockdown im März kam zu einer Zeit, als die Zahlen ohnehin bereits am Sinken waren. Der November-Lockdown hat offensichtlich nicht dazu geführt, dass die Zahlen deutlich zurückgegangen sind. Wir haben maximal eine Seitwärtsbewegung erreicht. Gleichzeitig haben wir die Gesundheitsämter mit der Kontaktverfolgung extrem belastet. Trotz allem ist es nicht gelungen, die Zahlen signifikant zu drücken. Eine komplette Gesellschaft herunterzufahren, ohne die entsprechenden Effekte zu erreichen und dabei schwere Kollateralschäden in Kauf zu nehmen, halten wir nicht für eine gute Politik. Wir setzen hier verstärkt auch auf die Eigenverantwortung. Wenn ich weiß, ich gehöre einer Risikogruppe an, dann bin ich selbst dafür verantwortlich, mich nicht in Situationen zu begeben, die eine besondere Gefahr darstellen. Und was den Schutz von Alten- und Pflegeheimen betrifft, hat die Landesregierung leider vollständig versagt.

Werden Sie sich gegen Corona impfen lassen?

Ich persönlich werde mich zunächst nicht impfen lassen. Ich vertraue auf mein gutes Immunsystem, weshalb ich auch in der Vergangenheit auf Grippeimpfungen weitgehend verzichtet habe. Beim Corona-Impfstoff bin ich zudem skeptisch, weil er in extrem kurzer Zeit entwickelt wurde.

Schauen wir noch auf andere politische Themen. Wer sich die Landesliste der AfD anschaut, muss vergleichsweise lange nach Frauennamen suchen. Auf den ersten 16 Listenplätzen findet sich nur eine Frau. Wo stehen Frauen in der AfD?

Das ist eine gute Frage. Ich würde mir wünschen, dass wir mehr engagierte Frauen in der Partei hätten. Wir haben auch versucht, Frauen zu motivieren. Aber wie Sie sehen, ist uns das nicht gelungen. Ich glaube, dass Frauen, die in der AfD Politik machen, gute Chancen haben, wenn sie entsprechend qualifiziert sind. Aber offensichtlich sehen Frauen, die sich für die AfD interessieren, nicht unbedingt ihre Aufgabe und ihr Ziel darin, in Form eines Mandats politisch tätig zu werden.

„Wir müssen auf die Jugend zugehen“

Im aktuellen rheinland-pfälzischen Landtag liegt der Altersdurchschnitt bei 50 Jahren. Schaffen es die „Alten“ überhaupt, Politik für die jungen Menschen zu machen und deren Themen umzusetzen?

Das glaube ich schon. Ich persönlich war ja als Lehrer und Vater immer im Gespräch und im Kontakt mit jungen Leuten. Das halte ich auch für sehr wichtig. Aber letztlich ist das Alter gar nicht so entscheidend. Wichtiger ist, dass man Empathie für diese Gruppen hat und dass man in der Lage ist, zu verstehen, was sie jetzt brauchen und das entsprechend politisch umzusetzen.

Bei der Bundestagswahl 2017 haben Sie im Westen bei den Erstwähler:innen nur sieben Prozent erreicht. Wollen Sie mit Ihrer Politik eher die Älteren ansprechen oder sind Sie emphatisch genug, auch für junge Menschen Politik zu machen?

Alles, was irgendwie konservativ ist, stößt bei jungen Leuten zunächst einmal eher nicht auf Zustimmung. Da spielt vielleicht der alterstypische Idealismus mit rein. Wenn man älter wird, neigt man dazu, konservativer zu werden, weil man dann viel Lebenserfahrung gesammelt hat. Auf jeden Fall müssen wir auf die Jugend zugehen. Und ich bin davon überzeugt, dass wir eine Politik machen, die für ihre Zukunft richtig und wichtig ist.

Von den anderen Parteien lehnen viele oder sogar alle eine Koalition mit Ihrer Partei ab. Mit wem würde die AfD in Rheinland-Pfalz denn koalieren, wenn es eine Möglichkeit dazu gäbe?

Zunächst einmal finde ich es problematisch, dass in einer Demokratie Parteien von Koalitionsgesprächen generell ausgeschlossen werden. Man sollte schauen, wo inhaltliche Schnittmengen sind. Wir hätten in Rheinland-Pfalz eigentlich eine bürgerlich-konservative Mehrheit, wenn ich CDU und FDP in dieses Spektrum einbeziehe. Das wären denkbare Koalitionspartner für uns. Ich habe als konservativ-christlich geprägter Mensch jahrzehntelang CDU gewählt, bis sie unter Angela Merkel immer weiter nach links gerückt ist. Zudem haben wir viele Positionen übernommen, die die Union vor 15 Jahren selbst noch hatte.

„Es gibt eine rote Linie nach rechts, die nicht überschritten werden darf.“

Sie treten als Spitzenkandidat für die AfD in Rheinland-Pfalz an. Vorher waren Sie Lehrer. Was hat sich seitdem in Ihrem privaten Umfeld geändert?

Das Verhältnis zu Menschen, die meiner Partei kritisch gegenüberstehen. Spätestens nachdem ich öffentliche Funktionen übernommen habe, habe ich viel Gegenwind gespürt. Eigentlich bin ich jemand, der gerne und leidenschaftlich diskutiert. Aber dann habe ich zunehmend gemerkt, dass sachliche Kritik in persönliche Ablehnung umgeschlagen ist. Das sind Erfahrungen, die mich traurig stimmen. Aber bei AfD-Politikern differenzieren die Leute oft nicht mehr zwischen der politischen Meinung einerseits und den Menschen andererseits.

Sie selbst bezeichnen sich als bürgerlich-konservativ. Haben Sie denn kein Problem damit, wenn Parteikolleg:innen mit rechtsradikalen Positionen auffallen oder sich anderweitig radikal äußern?

Sofern das so ist, habe ich selbstverständlich ein Problem damit. Und ich gehöre zu denen, die das intern sehr deutlich ansprechen. Es gibt eine rote Linie nach rechts, die nicht überschritten werden darf. Wer das tut, muss mit entsprechenden Konsequenzen rechnen. Aber wir können auf einen Verdacht hin niemanden aus der Partei werfen. Wenn Aussage gegen Aussage steht, dann vertraue ich zunächst einmal meinem Parteikollegen. Aber grundsätzlich ist für die AfD ganz klar, dass es keine Kooperation mit Extremisten geben darf.

Der AfD-Bundesvorsitzende Jörg Meuthen hat bei einem Parteitag im November vor einer drohenden Spaltung der Partei gewarnt. Wie gelingt in Ihren Augen der Spagat zwischen den verschiedenen Lagern innerhalb der AfD?

Wir sind eine junge Partei, in der sich Leute zusammengefunden haben, die aus den verschiedensten Gründen unzufrieden mit der herrschenden Politik waren. Es ist keine leichte Aufgabe, die alle zusammenzuführen. Das betrifft die Inhalte, aber eben auch die Art und Weise, wie Politik gemacht wird. Unsere östlichen Landesverbände wollen mehr auf die Straße gehen, ein bisschen mehr Bewegungscharakter demonstrieren. Die westlichen Landesverbände sagen eher, die parlamentarische Arbeit ist das, wo wir uns einbringen müssen. Da gibt es in der Tat Spannungen zwischen diesen Gruppen. Und Herr Meuthen hat jetzt mal ein Ausrufezeichen gesetzt, um deutlich zu machen, dass er die Partei zusammenhalten will. Das hat nicht allen gefallen, aber ich unterstütze ihn ausdrücklich bei dieser Strategie.

 

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Das Interview führten Janine Arendt und Maximilian Brock.

Redaktion: Maximilian Brock

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Janine Arendt

Janine Arendt

Janine Arendt (22) hat ihr Bachelorstudium in Geschichte und Publizistik abgeschlossen und macht jetzt ihren Master. Als freie Mitarbeiterin schreibt sie nebenher für die Rheinpfalz. Im Vorstand der Jugendpresse Rheinland-Pfalz liegen ihr vor allem Ausbildungsprojekte und Orientierungsveranstaltungen für junge Medienmachende am Herzen, deshalb brennt sie für wirklich\\wahr und die Jugendmedientage Süd-West.

Maximilian Brock

Maximilian Brock

Maximilian Brock (25) hat Geschichte und Germanistik in Mainz studiert. Aktuell macht er sein Volontariat bei der VRM, zuvor hat er schon für verschiedene Medien im Rhein-Main-Gebiet gearbeitet. Bei der Jugendpresse Rheinland-Pfalz ist er im Vorstand aktiv und kümmert sich unter anderem um die Organisation des Seminars Medien & Politik.

Beitragsfotos: Maximilian von Lachner

wirklich\\wahr \\wahlen
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„wirklich\\wahr“ ist das junge Magazinformat der Jugendpresse Rheinland-Pfalz, dem Verband junger Medienmachender.

 

Die Ausgabe \\wahlen zur Landtagswahl in Rheinland-Pfalz 2021 ist in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz entstanden.

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Das Magazin zu den Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz 2021.

Malu

Dreyer

Christian

Baldauf

Anne

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Michael

Frisch

Daniela

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Daniela Schmitt, Spitzenkandidatin für die FDP Rheinland-Pfalz, Foto: Jugendpresse Rheinland-Pfalz / Maximilian von Lachner
David Schwarzendahl, Spitzenkandidat der Linken für die Landtagswahl 2021 in Rheinland-Pfalz - Foto: Jugendpresse Rheinland-Pfalz / Maximilian von Lachner

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Daniela Schmitt, Spitzenkandidatin für die FDP Rheinland-Pfalz, Foto: Jugendpresse Rheinland-Pfalz / Maximilian von Lachner

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David Schwarzendahl, Spitzenkandidat der Linken für die Landtagswahl 2021 in Rheinland-Pfalz - Foto: Jugendpresse Rheinland-Pfalz / Maximilian von Lachner

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David Schwarzendahl, Spitzenkandidat der Linken für die Landtagswahl 2021 in Rheinland-Pfalz - Foto: Jugendpresse Rheinland-Pfalz / Maximilian von Lachner

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Daniela Schmitt, Spitzenkandidatin für die FDP Rheinland-Pfalz, Foto: Jugendpresse Rheinland-Pfalz / Maximilian von Lachner

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